Ich stehe im Garten. Es ist kalt - verzeiht mir
meine Ausdrucksweise, es ist arschkalt. Der eisige Wind versucht sich durch
meine gefühlt viel zu dünne Jacke zu kämpfen. Und auch wenn ich meine Arme fest
um mich selbst schlinge, er hat gewonnen und verursacht bei mir eine
Ganzkörper-Gänsehaut.
Und still ist es im Garten, viel zu still,
ungewöhnlich still.
Weiße Flocken bedecken die Wiese und ich werde bei
diesem Anblick wehmütig. Denn es sind nicht diese „ich strecke die Zunge raus
und lass sie schmelzen-Flöckchen“. Nein, die Blütenblätter unserer Obstbäume
weht der Wind auf den grünen Boden.
Ein Zeichen dafür, dass die Ernte im Herbst wohl
nicht besonders ertragreich werden wird. Und jetzt kann ich auch die empfundene Stille
deuten. Es fehlt das Gezwitscher der Vögel und es fehlt noch etwas anderes.
Nämlich das Summen der Bienen in den Obstbäumen. Nichts davon ist zu hören, viel
zu kalt ist es für sie.
Die Obstblüte, sonst genug Nahrung für die Bienen,
die kaum noch etwas finden in diesen fast sterilen Gärten, sie ist schlagartig
vorbei.
Dieser Anblick macht mein Herz schwer, ich
verschwinde schnell in die kuschelig, warme Wohnung und hülle mich auf dem Sofa
ein in meine flauschige Decke. Schlimme Träume lassen mich nachts oft nicht
schlafen und so tut es gut, den geraubten Schlaf nach dem Mittag nachzuholen. Mein Kätzchen ist dankbar dafür, denn sie
liebt es ebenfalls, zwischen meinen Beinen eingemummelt dem Mittagsschlaf zu
frönen.
Mein Mann schaut Fußball. Für mich (liebe Fans
unter euch, lasst Gnade walten) ist das ein perfektes Einschlafmittel und sehr
schnell schon höre ich die Geräusche aus dem Fernseher von weit entfernt, wie
aus einer anderen Galaxie.
…
Eine warme weiche Hand streichelt über mein Gesicht
und bis ich merke, was los ist, denke ich nur: „Scheint mal ein schöner Traum
zu werden …“
Aber ich träume nicht, langsam dämmert es mir und
ich mache die Augen auf. Vor mir steht mein Enkel, noch komplett eingehüllt in
Jacke, Mütze und Schal. Unsere Blicke treffen sich. Ich reiße meine Arme hoch
und strecke sie ihm entgegen und er stürzt sich ungestüm in sie hinein. Mit
schmutzigen Straßenschuhen, was mir in diesem Augenblick total egal ist, liegt
er nun komplett auf mir. Mein Kätzchen hat schon längst das Weite gesucht.
So ineinander verschlungen genießen wir diesen
Augenblick. In diesem Moment weiß ich, dass er meine Liebe zu ihm spürt, denn
ich spüre seine zu mir auch.
„Omaaaaaa, hast du noch was vom Mittag übrig, ich
hab noch Hunger!“ flüstert er mir ins Ohr. „Na klar!“ antworte ich, „magst du
Fischstäbchen mit Kartoffelbrei?“
Mit einem „oh jaaaaa“ wälzt er sich von mir runter
und im Gehen kommt noch die Frage, auf die ich immer warte, wenn er das Wort
Fischstäbchen hört.
„Bekomme ich auch wieder Bananenscheiben auf die
Fischstäbchen drauf?“ ruft er mir beim Schuhe ausziehen zu.
„Natürlich, mein Sonnenschein, alles was du
möchtest …“ antworte ich aus der Küche, in der ich schon fleißig am rumwuseln
bin.
Ein ganz normaler Sonntag? Wohl eher nicht …
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