Sonntag, 14. April 2019

Ein ganz normaler Sonntag …









Ich stehe im Garten. Es ist kalt - verzeiht mir meine Ausdrucksweise, es ist arschkalt. Der eisige Wind versucht sich durch meine gefĂŒhlt viel zu dĂŒnne Jacke zu kĂ€mpfen. Und auch wenn ich meine Arme fest um mich selbst schlinge, er hat gewonnen und verursacht bei mir eine Ganzkörper-GĂ€nsehaut.

Und still ist es im Garten, viel zu still, ungewöhnlich still.

Weiße Flocken bedecken die Wiese und ich werde bei diesem Anblick wehmĂŒtig. Denn es sind nicht diese „ich strecke die Zunge raus und lass sie schmelzen-Flöckchen“. Nein, die BlĂŒtenblĂ€tter unserer ObstbĂ€ume weht der Wind auf den grĂŒnen Boden.

Ein Zeichen dafĂŒr, dass die Ernte im Herbst wohl nicht besonders ertragreich werden wird.  Und jetzt kann ich auch die empfundene Stille deuten. Es fehlt das Gezwitscher der Vögel und es fehlt noch etwas anderes. NĂ€mlich das Summen der Bienen in den ObstbĂ€umen. Nichts davon ist zu hören, viel zu kalt ist es fĂŒr sie.

Die ObstblĂŒte, sonst genug Nahrung fĂŒr die Bienen, die kaum noch etwas finden in diesen fast sterilen GĂ€rten, sie ist schlagartig vorbei.

Dieser Anblick macht mein Herz schwer, ich verschwinde schnell in die kuschelig, warme Wohnung und hĂŒlle mich auf dem Sofa ein in meine flauschige Decke. Schlimme TrĂ€ume lassen mich nachts oft nicht schlafen und so tut es gut, den geraubten Schlaf nach dem Mittag nachzuholen.  Mein KĂ€tzchen ist dankbar dafĂŒr, denn sie liebt es ebenfalls, zwischen meinen Beinen eingemummelt dem Mittagsschlaf zu frönen.

Mein Mann schaut Fußball. FĂŒr mich (liebe Fans unter euch, lasst Gnade walten) ist das ein perfektes Einschlafmittel und sehr schnell schon höre ich die GerĂ€usche aus dem Fernseher von weit entfernt, wie aus einer anderen Galaxie.


Eine warme weiche Hand streichelt ĂŒber mein Gesicht und bis ich merke, was los ist, denke ich nur: „Scheint mal ein schöner Traum zu werden …“

Aber ich trĂ€ume nicht, langsam dĂ€mmert es mir und ich mache die Augen auf. Vor mir steht mein Enkel, noch komplett eingehĂŒllt in Jacke, MĂŒtze und Schal. Unsere Blicke treffen sich. Ich reiße meine Arme hoch und strecke sie ihm entgegen und er stĂŒrzt sich ungestĂŒm in sie hinein. Mit schmutzigen Straßenschuhen, was mir in diesem Augenblick total egal ist, liegt er nun komplett auf mir. Mein KĂ€tzchen hat schon lĂ€ngst das Weite gesucht.
So ineinander verschlungen genießen wir diesen Augenblick. In diesem Moment weiß ich, dass er meine Liebe zu ihm spĂŒrt, denn ich spĂŒre seine zu mir auch.

„Omaaaaaa, hast du noch was vom Mittag ĂŒbrig, ich hab noch Hunger!“ flĂŒstert er mir ins Ohr. „Na klar!“ antworte ich, „magst du FischstĂ€bchen mit Kartoffelbrei?“
Mit einem „oh jaaaaa“ wĂ€lzt er sich von mir runter und im Gehen kommt noch die Frage, auf die ich immer warte, wenn er das Wort FischstĂ€bchen hört.
„Bekomme ich auch wieder Bananenscheiben auf die FischstĂ€bchen drauf?“ ruft er mir beim Schuhe ausziehen zu.
„NatĂŒrlich, mein Sonnenschein, alles was du möchtest …“ antworte ich aus der KĂŒche, in der ich schon fleißig am rumwuseln bin.


Ein ganz normaler Sonntag? Wohl eher nicht …

Mittwoch, 3. April 2019

Arktur - der, der mit den BĂ€ren jagt

Arktur ist es, ĂŒber den ich erzĂ€hlen möchte. Ein junger Mann von niederer Herkunft, denn sein Besitz waren nur BĂ€ren und sein Gefolge waren nur Hunde.

Er verliebte sich in ein wunderschön anzuschauendes MĂ€dchen, auch sie spĂŒrte die innige Verbundenheit zwischen ihnen. Sie trafen sich heimlich, denn ihr Vater wĂŒrde dieser Verbindung nie zustimmen. Ihre Liebe wurde so stark, dass sie sich bald ewige Treue schworen.

Die traute Zweisamkeit hielt nicht lange an. Ihr Vater kam hinter ihr Geheimnis. Er war erbost ĂŒber den Ungehorsam seiner Tochter und voller Wut verbannte er sie. So weit weg, dass Arktur sie nicht finden konnte. Das junge MĂ€dchen weinte gefangen in der Dunkelheit. Sie konnte nicht fliehen, stets wurde sie von den Löwen ihres Vaters bewacht.

Aber auf Grund ihrer großen Liebe zu Arktur gelang es ihr, mit einem verzauberten Ährenkranz dem Liebsten ein Licht zu senden. Als er ihr Herzenslicht entdeckte, beschloss er, sie in der Abgeschiedenheit des Dunkels zu suchen und folgte ihr in die Nacht.

Seine Jagdhunde hetzen nun schon seit tausenden von Jahren die BĂ€ren durch Lichterstrahlen, Dunkelheit und Nebel - nur um einen liebevollen Blick auf sie zu werfen oder den ihren zu erhaschen.




Ihr glaubt mir nicht? Dann schaut doch hoch in die Sternennacht und sucht nach dem Sternbild Bootes, auch genannt "der BĂ€renhĂŒter". Dort werdet ihr Arktur's Herz entdecken, welches voller Liebesqual blutend leuchtet, begleitet von seinen Jagdhunde und BĂ€ren. Und schaut ihr weiter, erspĂ€ht ihr auch die von ihm angebetete Jungfrau, bewacht von des Vaters Löwen ...

wieder mal ein Bierdeckel ...